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Internet Message Format
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1996-08-06
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6KB
Message-ID: <mozart.09ok@mozart.berlinet.de>
Organization: <private>
References: <43092054@luthien.ping.de> <N.121695.185507.11@prs00002.peu.EUnet.de> <18.12.1995/07001/02979@BITBOY.KOROVA.ZODIAC.DE> <63C3WX5hF0B@point89.people-s.people.de> <Dn5Gw8.Guy@localhost.ruhr.de> <JOCHEN.96Feb22113603@mrz.isar.de> <4gjumt$s72@news.rrz.uni-koeln.de>
X-Gateway: ZCONNECT UU people-s.people.de [DUUCP vom 01.07.1994]
MIME-Version: 1.0
Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-1
Content-Transfer-Encoding: 8bit
From: mozart@mozart.berlinet.de (Thomas Witt)
Subject: Re: Telekom '96 und Gebuehren * PERFIDE!
Date: 24 Feb 1996 13:45:42 +0100
Path: mozart.berlinet.de!mozart!mozart
Newsgroups: z-netz.telecom.allgemein,de.comm.isdn,de.comm.misc,ping.service,ruhr.general
Distribution: world
In article <4gjumt$s72@news.rrz.uni-koeln.de> a1586831@athena.rrz.uni-koeln.de (R. Knebler) writes:
> Also ich frage mich allmaehlich, was das Ziel der ganzen Angriffe
> gegen die Telekom ist. Geht es darum, einen geeigneten Suendenbock
> fuer alle Widrigkeiten des Lebens zu finden, oder um die
> Telefonrechnung?
Es geht um die hemmunglose Ausnutzung einer Monopolstellung eines
Unternehmens.
> Es muesste mittlerweile doch wohl allen klar geworden sein, dass das
> Ziel der Reform eine Senkung der Ferngebuehren und eine Steigerung der
> Nahgebuehren war. Dabei handelt es sich um eine betriebswirtschaft-
> liche Notwendigkeit, die wohl unbestritten ist. Niemand kann
> ernsthaft erwarten, dass im Ortsbereich die Uhr jetzt wieder
> zurueckgedreht wird.
Betriebswirtschaftliche Notwendigkeit? Lieber Freund, Du hast wohl
zuviel Telekomwerbung gelesen?
Die Berechnungen der Telekom sind nicht korrekt. Es wird bei der
Angabe fⁿr die Vermittlungskosten von FerngesprΣchen immer nur von den
reinen Kosten der Fernleitungen ausgegangen. Hierbei wird
weggelassen, da▀ fⁿr jedes FerngesprΣch auch ein OrtsgesprΣch
notwendig ist, und die VST's hier genauso ben÷tigt werden. Vergleiche
die Stellungnahme des CCC zur Gebⁿhrenreform.
OrtsgesprΣche SIND nicht so teuer, wie sie die Telekom darstellt. Man
vergleiche hier mit diversen Telefonunternehmen aus dem Ausland.
Weiterhin kommen diverse andere Frechheiten der Telekom dazu, es seien
hier nur der kostenpflichtiger EinzelgesprΣchsnachweis oder allgemein
die Abrechnung mit groben Takten genannt. In England wird schon lange
im Sekundentakt abgerechnet. Daran ist hier nicht zu denken.
Das Extrembeispiel ist Amerika, wo OrtsgesprΣche gr÷▀tenteils
kostenlos sind.
Allerdigns sind wir hier in Deutschland nicht alleine mit dem Problem
der Gebⁿhrenerh÷hungen: In einem Bundesstaat Amerikas will eine
Telefongesellschaft demnΣchst auch die Gebⁿhren fⁿr OrtsgesprΣche
erh÷hen: Sie wollen einfⁿhren, da▀ ab der 20.ten Stunde die
Verbindung pro weiterer Stunde einen Cent kostet. :-)
Man beachte die Relationen.
Dazu kommt der ungeheure wirtschaftliche Schaden, den die Telekom dem
Land zufⁿgt. Mit ihren neuen Tarifen werden nΣmlich vor allem die
Online-User getroffen. Es dⁿrfte wohl unbestritten sein, da▀
Online-Dienste zu den wachtumsstΣrksten und zukunftsreichsten Branchen
geh÷rt.
Diese Branchen erleiden einen erheblichen Nachteil durch die
monopolistische Tarifpolitik der Telekom.
Ganz von der Werbung abgesehen.
Es wird geworben, da▀ ca. 60% (habe die genaue Zahl nicht mehr im
Kopf) aller OrtsgesprΣche unter 3 Minuten sind.
Erstens impliziert da▀ natⁿrlich, da▀ 40% ▄BER drei Minuten sind. Und
da wird es teurer. Au▀erdem gehen hier natⁿrlich Fax-Verbindungen
ein, die allesamt bei ca. 1 Minute liegen. Bei dem gro▀en
Verbreitungsgrad von Fax-GerΣten drⁿckt dies die Zahl natⁿrlich
erheblich nach unten.
Auch der vielgepriesene Mondscheintarif ist perfide. Dieser gilt mit
seinem 120-Sekunden-Takt (Region 50, 200 & Fern) nΣmlich nachts von
2-5 Uhr.
Das wΣre ja nicht so schlimm, aber er gilt natⁿrlich nur WOCHENTAGS,
wo die Leute nΣmlich arbeiten mⁿssen, und sich es natⁿrlich _nicht_
leisten k÷nnen, bis 2 Uhr nachts aufzubleiben. Am Wochenende gilt
dann ein Takt von 45 Sekunden - 20 Sekunden. Einfach phantastisch.
Ich wⁿrde dies Werbung mit unlauteren Mitteln nennen. Der Kunde wird
in die Irre gefⁿhrt.
> darstellt, ist das offenbar auch wieder nicht recht. Wenn jemand in
> erster Linie nach 21 Uhr telefoniert ist er von der Tarifreform nicht
> besonders betroffen. Er zahlt 1,80 DM statt 1,15 DM pro Stunde.
LΣcherlich.
Wenn man pro Tag nur eine Stunde (tief gegriffen) nach 21 Uhr
telefoniert, sodann zahlt man pro Tag 0,65 pf mehr. Das sind im Monat
rund 20 DM, im Jahr 242 DM Mehrkosten.
Die meisten Online-User - vor allem die, die News pollen - dⁿrften
noch erheblich h÷here Telefonkosten haben.
Dazu kommen natⁿrlich die OrtsgesprΣche tagsⁿber, die nicht zu
vermeiden sind.
> Fuer die Leute, die gezwungen sind, zu anderen Zeiten zu telefonieren, z.B.
> die vielzitierte Oma oder Online-Nutzer, wird zumindest fuer 10
> Stunden fast der alte Zustand hergestellt (2,40 DM statt 2,30 pro
> Stunde).
Fⁿr 10 Stunden. Das ist lΣcherlich. Die GesprΣchslΣngen zu
"Vieltelefonierpartnern" ⁿbersteigen die Zeit von 10 Stunden IMHO
erheblich. Bei Online-Nutzern sowieso, aber auch bei Otto
Normaltelefonierer.
10 Stunden im Monat sind 1 Stunde in drei Tagen, sind 20 Minuten am
Tag. Und das fⁿr 2,40, was 10 pf teurer ist als nach der
Gebⁿhrenreform, aber 1,25 DM teuerer ist als VOR der Gebⁿhrenreform.
> Er wird dazu fuehren, das die Zahl
> der Leute, die durch die Reform benachteiligt werden weiter absinkt.
Oh, unheimlich.
> Mit Sicherheit wird aber nie der Zustand erreicht werden koenne, dass
> *alle* zufrieden sind.
Ja. Aber wir haben momentan den Zustand, da▀ *alle* _unzufrieden_
sind :-)
Ciao, Thomas.
--
Thomas Witt / mozart@mozart.berlinet.de / (0172) 311 90 99 / IRC: Bach / PGP
-- Aufruf: Tragt auf der CeBit alle eine blaue Schleife als Protest --
-- gegen Zensur im InterNet. --